Paläo und HIT – hilft’s? (eine Buchrezension)
Über Histaminintoleranz allgemein
Die mutmaßlichen Ursachen für Histaminintoleranz erstrecken sich über eine ziemliche Bandbreite. Einige haben unsere moderne Lebensmittelindustrie im Verdacht, vor allem wenn wir auf Zusatz- und Aromastoffe und hochgezüchtete Lebensmittel – sogenannte “Hybride” – wie Weizen zu sprechen kommen. Im Ausland tippt man auf gentechnisch veränderte Lebensmittel, die hierzulande zwar für den menschlichen Verzehr nicht zugelassen sind, aber, was die Ernährung von sogenannten “Nutztieren” anbelangt, muss das nicht so sein, es sei denn, die Tiere sind entsprechend als “bio” gekennzeichnet – dann haben sie biologisch zertifiziertes Futter erhalten. Daneben werden Schwermetallbelastungen (Stichwort: alte Amalgamfüllungen) und diverse andere Umwelteinflüsse, wie etwa Pestizide, diskutiert. Eine genetische Disposition ist nicht auszuschließen.
Und bei der Fülle dieser Ursachen gestaltet sich meist auch die Histaminintoleranz, so meine Erfahrung, recht individuell. Der eine verträgt ohne Probleme, was die andere schon in kleinsten Mengen in die Notaufnahme befördern würde. Auch symptomatisch können Herzbeschwerden neben Migräne und Atemproblemen auftreten oder auch alles zusammen usw.
Gemeinsam ist aber doch allen – so schwer es meist zu diagnostizieren ist (viele berichten mir und so war es auch hier, dass sie eine lange Ärzte-Odyssee hinter sich haben bis jemand auf Histaminintoleranz getippt hat und richtig liegt) – dass zu viel Histamin problematisch ist und man irgendwie sein Histamin-Level in den Griff bekommen muss. Am wichtigsten ist hier die “richtige” Ernährung. Aber was heißt nun im individuellen Fall “richtige Ernährung”?
Ich habe schon mehrfach beschrieben, dass ich vom bloßen Weglassen (oder Eliminieren) von Lebensmitteln wenig halte, aber man muss eine Balance für sich finden und das bedeutet in der Regel trial and error, also einfach Ausprobieren, was und wieviel geht. Zum Glück gibt es viele Lebensmittel oder Lebensmittelbestandteile, die dabei helfen Histamin abzubauen sowie sogenannte Antihistaminika, die Reaktionen blockieren.
So kommen Vitamin C, Zink, Kupfer, Vitamin D und Magnesium besondere Funktionen zu und natürlich den Lebensmitteln, die das in höherer Konzentration enthalten. Wir sind besondere Fans von z. B. Chiasamen (Zink und Kupfer), Petersilie (Vitamin C), Brokkoli (Vitamin C) und diversen Fischsorten (Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren) – was? Fisch?! Ja, es kursiert das Gerücht, Fisch sei ganz schlimm, aber das stimmt so pauschal nicht.
Es gibt lediglich ein paar Dinge zu beachten: Der Fisch sollte noch auf See vorbereitet werden, d. h. die Gedärme sollten gleich entfernt werden und dann sollte er möglichst sofort eingefroren werden und die Kühlkette darf nicht unterbrochen werden. Außerdem empfehle ich nur Fisch aus Wildfang zu kaufen, keinen aus Aquakultur! Letzterer ist oft mit Antibiotika belastet und überhaupt hat das nichts mit artgerechter Tierhaltung zu tun. Ein paar Fischsorten sind dennoch nicht zu empfehlen, darunter etwa Thunfisch und Makrele. Mit Lachs, Forelle, Dorsch/Kabeljau und Seelachs haben wir aber gute Erfahrungen gemacht. Abgesehen von der Forelle bin ich etwas im Unklaren, wie es mit Süßwasserfischen aussieht. Tendenziell anscheinend eher nicht so gut, es sei denn, es sind Raubfische wie etwa Hecht, die scheinen zu gehen.
Von all den Ernährungstrends, die es so gibt, fallen zwei, was Histaminintoleranz angeht, besonders auf:
Vegetarisch vs. Paläo
Ich habe hier schon einmal etwas zu diesen beiden Trends im Vergleich geschrieben. In der Tat stehen beide berechtigt nebeneinander. Wir haben den vegetarischen Weg eingeschlagen (mit jedoch ab und zu Fisch). Mein Problem mit Paläo ist der hohe Fleischkonsum. Erstens möchte ich keine Tiere einpferchen, damit ich sie dann irgendwann essen kann und die Lebenwesen hatten kein Leben, aber auch von einem anderen Gesichtspunkt finde ich die Ernährungsweise problematisch, denn wo bekomme ich sehr frisches (wegen Histamin) und dann noch Fleisch von biologisch gefütterten Tieren her? In der Stadt vom Supermarkt eher nicht, vielleicht ist das auf dem Land möglich. Paläo bietet daneben aber viele Vorteile, weil es nicht einfach nur eine “viel-Fleisch-Diät” ist. Es wird ganz auf Getreide verzichtet (glutenfrei) und auch auf Milchprodukte (laktosefrei) und auf Industriezucker (diabetikerfreundlich bzw. generell einfach gesünder) und auf Hülsenfrüchte (auch auf Soja, was wir auch nicht essen). Daher bietet sich die Paläo-Diät vor allem für AllergikerInnen bzw. Menschen mit Intoleranzen an.
Paläo: Eine Diät geeignet für AllergikerInnen bzw. Menschen mit Intoleranzen
Danielle Walker hat eine ähnliche Geschichte hinter sich, wie ich sie hier auch auf diesem Blog beschreibe. Mit 22 Jahren belastete sie eine Autoimmunkrankheit so stark, dass ihr Leben stark eingeschränkt war. Ernährung und zwar “gesunde Ernährung” war für sie der Weg aus der Krise. Über ihre Erfahrungen schreibt sie auf dem Blog “Against all grain“.
Vor kurzem erschien im Riva-Verlag die deutsche Version des New-York-Times-Bestsellers von Danielle Walker “Against all grain: Meals made simple: Gluten-free, dairy-free, and paleo recipes to make anytime” – “Paläo-Küche für jeden Tag – Über 100 einfache Rezepte ohne Gluten, Getreide und Milchprodukte”*.
(c) Riva-Verlag
Das Buch macht nicht nur optisch was her. Ich bin ein großer Fan von gebundenen Büchern bzw. Hardcovern. Die liegen einfach besser in der Hand, so auch Danielle Walkers Buch. Das Buch ist durchgehend wunderbar mit Farbfotografien bebildert. Eingangs beschreibt sie kurz, wie sie zur Paläo-Diät gekommen ist und dann geht’s auch schon in medias res: eine kurze Zutatenlehre folgt. Was brauche ich denn im Schrank, wenn ich ohne Getreide und ohne Milchprodukte und ohne Hülsenfrüchte kochen will? Na, Kokosmehl und hochwertige Öle zum Beispiel, wie etwa Olivenöl oder Kokosöl. Und statt Zucker? Ahornsirup (den verwende ich auch sooo gerne als Zuckerersatz) – Honig oder Kokosblütenzucker tun es auch.
Danach nimmt Danielle den Leser/die Leserin an die Hand und erklärt, worauf beim Einkaufen besonders zu achten ist: Bio, keine Gentechnik, Freilandhaltung und artgerechtes Futter (Stichwort: Gras gefüttertes Weiderind) usw.
Zusammenfassend gibt es noch einmal eine komplette Liste von Ananas bis Zwiebel, welche Lebensmittel (auch Gewürze und mehr) in den Paläo-Kühl- und Vorratsschrank gehören.
Weiter geht’s mit einer Führung durch ihre Küchenutensilien. Vom Mixer bis zum Cup-Messbecher (ja, ein Kochbuch aus Amerika!) sollte man einiges dahaben.
Daraufhin stellt sie ihren 8-Wochen-Plan vor – für Paläo-EinsteigerInnen bzw. solche, die diese Ernährungsform einfach einmal ausprobieren wollen. Die Rezepte zu den einzelnen Tagen folgen später.
Die Rezepte sind logisch in Kategorien eingeordnet: Frühstück – Suppen & knackige Salate – Geflügel – Rind, Schwein & Lamm – Fisch und Meeresfrüchte – Beilagen – Basics, Saucen & Co – Süße Köstlichkeiten.
Abschließend gibt es noch ein paar Einkaufstipps (Adressen) und Nährwertangaben und natürlich die Einkaufslisten für jede Woche des 8-Wochen-Plans.
Da wir kein Fleisch essen, fallen einige Rezepte weg und was Histaminintoleranz angeht, würde ich auch auf Schwein generell verzichten, selbst, wenn ich kein Vegetarier bzw. keine Vegetarierin wäre. Bei den Backrezepten fällt auf, dass wirkliche viiiele Eier verwendet werden, wie das oft in Glutenfrei-Backbüchern üblich ist. Gerade für Histamin-Geplagte kann es sinnvoll sein, hier einige Eier durch Chiasamen-Gel zu ersetzen. Schade, dass die Autorin darauf nicht selbst hinweist. Generell wird auf Histaminintoleranz nicht speziell eingegangen. Man muss also gegebenenfalls selbst einige Zutaten ersetzen oder weglassen.
So zum Beispiel beim Kürbisbrot die Muskatnuss. Die Sonnenblumenkernbutter kann vielleicht durch Mandelbutter oder Kokosmus ersetzt werden.
Selbst in den Salaten ist oft Fleisch und so wurde ich hier nicht fündig. Lediglich die Beilagenrezepte bieten vegetarische Alternativen, sind aber eben nur Beilagen. Die Basics sind sehr gut gemacht. Hier gibt es Anleitungen für selbst gemachte Dressings, Pesto, Mandelmilch & Co.
Fazit
Das Buch ist sehr empfehlenswert für Paläo-Neulinge und -Interessierte und auch für Betroffene von Laktose- und/oder Glutenintoleranz – für Betroffene von Histaminintoleranz jedoch nur bedingt, für VegetarierInnen und VeganerInnen nicht.
Zusammenfassung
- 336 Seiten, Hardcover mit farbigen Fotografien
- über 100 Paläo-Rezepte (glutenfrei, laktosefrei, ohne Hülsenfrüchte und ohne Industriezucker)
- 8-Wochen-Plan mit Einkaufslisten und Tips zur Vorratshaltung
- Küchenbasics wie Rezepte für Pesto, Mandelmilch & Co
- keine Tips zu Histaminintoleranz, nicht vegetarier-freundlich
- 24,99 Euro, erschienen im Riva-Verlag
Ich bedanke mich beim Riva-Verlag für das gratis zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar. Die gemachten Angaben sind weder vom Verlag noch von der Autorin oder anderen beeinflusst worden und entsprechen meinen eigenen Ansichten.